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Warum Self Service Data Analytics in einem Konzern eine Herausforderung ist.

Knauf, der Weltkonzern in der Herstellung und im Vertrieb von Systemen für Trockenbau, Boden, Putz und Fassade ist den letzten 30 Jahren weltweit dezentral gewachsen – in 86 Ländern mit 220 Werken sowie 75 Rohsteinbetrieben werden viele Entscheidungen dezentral getroffen, aber auch zentral abgesprochen. Im Jahr 2019 hat die Knauf IT die Initiative Self Service Data Analytics gestartet, um Fachanwendern der Knauf Gruppe weltweit alle Freiheiten zu geben die sie benötigen um daten-getriebene Entscheidungen treffen zu können.

Was bedeutet Self Service Data Analytics?

Zunächst müssen zwei wichtige Begriffe definiert werden, um zu verstehen was hinter dem Schlagwort “Self Service Data Analytics zu verstehen ist”:

“Über Self Service können Mitarbeiter unter anderem auf Informationen zugreifen, Routine-Aufgaben selbst ausführen, Service-Anfragen stellen, Reservierungen vornehmen, ohne mit einer Kontaktperson aus dem Unternehmen sprechen zu müssen.” (Definition von computerweekly)

Über Data Analytics schreibt beispielsweise Deloitte, dass “grundsätzlich Analytics-Methoden und -Instrumente in nahezu jedem Geschäftsbereich anwendbar sind. So können Unternehmen mit Hilfe interner und externer Daten Kundenverhalten, Marktsegmente und Wachstumspotenziale umfassend betrachten, Fehlentscheidungen vermeiden und neue Modelle entwickeln. Die Analysefunktionen reichen von den Grundlagen wie Datenmanagement und Business Intelligence bis zu komplexeren Funktionen wie Performance Management, Predictive Modeling, Asset Intelligence, Automatisierung und mehr.”

Fasst man beide Definitionen zum Self Service Data Analytics Begriff zusammen ermöglicht Knauf ITs Initiative:

  • Mitarbeiter können selbstständig auf Informationen zugreifen und Routine Aufgaben durchführen
  • Interne und externe Daten analysiert werden können
  • Verschiedene Entitäten wie Kunden, Märkte oder auch Potenziale aufgedeckt und Fehlentscheidungen verhindert werden
  • Die Bandbreite an Funktionalität reicht von Data Management, Reporting, Dashboarding, Analyse, Performance Management, Predictive Modeling und Automatisierung

Herausforderung ist, dass jeder Stakeholder etwas anderes darunter versteht. Early Adopters von Self Service Data Analytics sind meist (sehr) gut qualifiziert, haben Erfahrung im Umgang mit modernen Werkzeugen und können relativ schnell sehr gute Ergebnisse erzielen. Laggards hingegen kennen kaum die Möglichkeiten, bringen wenige Skills und auch meist kaum Ressourcen mit und können kaum selbstständig von der Initiative profitieren.

Erste Erkenntnis: Self Service Data Analytics ist für jeden Stakeholder etwas anderes. Daher sollte der Treiber der Initiative jeden Stakeholder auf seinem Level abholen und ihm/ihr den Weg aufzeigen.

Wo stand KNAUF im Jahr 2019?

Die Gebr. Knauf KG ist die Holding der Unternehmen der Knauf Gruppe mit weltweit 300 Produktionsstandorten. Da die notwendigen Rohstoffe relativ günstig, aber auch schwer sind, sind nur kurze Transportwege betriebswirtschaftlich effektiv und effizient. Das bezieht sich auf die Rohstoffgewinnung als auch auf den Vertrieb von Produkten. Das bedeutet, dass die Gesellschaften lokale Geschäftstätigkeiten pflegen.
Das zeigte sich auch durch die Systemlandschaften. Technologisch war sie tendenziell eher heterogen aufgestellt mit verschiedenen ERP-Systemen auf unterschiedlichen Release-Ständen, verschiedene Architekturen und Technologien in der dispositiven Datenhaltung. Schlicht zusammengefasst ein Dschungel an Architekturen, Prozessen, Technologien und Organisationen.

Wie sieht das Zielbild der Knauf aus?

Das Zielbild der KNAUF IT ist es langfristig Fachbereiche auf Augenhöhe zu beraten, ein sogenannter Business Partner zu werden. Dabei stehen beide Bereiche eng im Austausch und beraten sich gegenseitig wie konkrete Anliegen wie umgesetzt werden können – oder auch eben auch nicht umgesetzt werden.
Es existieren technologische Architektur-Standards welche mit Technologie-Bausteinen gefüllt sind und weiterhin werden. Dieser Plan sieht für Fachteams ausreichend Spielraum für individuelle Anforderungen vor. Selbsständig können diese mit diesen “Leitplanken” Themen schnell und effektiv lösen. Die Organisation wird dabei von beiden seiten angetrieben – IT und Fachbereich – dennoch bleibt das Business im Lead.

Zweite Erkenntnis: grundsätzliche Vision dahinter ist: “Think Big, start small, scale fast”.

Wie war der Weg bisher?

Die Herausforderung war enorm: eine Landschaft aufbauen mit der alle Stakeholder zufrieden sind und sogar teilweise die Kultur des Unternehmens zu verändern. Welche Maßnahmen wurden konkret getroffen.

  • Bereitstellung einer modernen Self Service Data Analytics Plattform, Überwachung der Inhalte durch IT, permanente Wartung aller system-relevanter Inhalte (Software selbst, Konnektoren, Treiber, Server, Schnittstellen, umgebende Systeme
  • Kompetenzaufbau im Business: Schulung zu Beginn durch Tableau Starter Kits mit Grundlagenausbildung, Klare Spielregeln: (Data) Governance zu Beginn, auch klares Angebot von Services & Non-Services sowie Best Practices
  • Community-Aufbau: Kommunikation über interne Social Media Plattform (Tableau Community in Yammer, Massenkommunikation, Teilen von besonderen Inhalten, Q&A Möglichkeit), Support bei Fragen

Was waren wichtige Eckpfeiler in den letzten zwei Jahren?

  • Einführung der Rolle des Tableau Lead Consultants und klare Aufgabe als Treiber der Entwicklung in der Organisation zu agieren
  • Business bekommt eigene Bereiche: fachliche Hoheit beim Tableau folder owner des entsprechenden Fachbereichs, technische Administration verbleibt in der Knauf IT
  • Serviceangebot zwischen KNAUF IT und Business lässt Spielraum für das Business, auch beim Bezug von weiteren Dienstleistungen von Dritten.

Welche Vorteile lassen sich bereits erkennen?

  • Wildwuchs eingefangen: zuvor waren und sind teilweise andere Data Analytics Plattformen im Einsatz wie beispielsweise Microsoft Power BI, Qlik View und QlikSense, Cognos und viele mehr. Bestehende Lösungen wurden bereits abgelöst und überführt und neue Initiativen beginnen mit Tableau
  • Gemeinsame Plattform für alle: Tableau ist die einzige global unterstützte Data Analytics Plattform in der Knauf Gruppe, so dass in allen Bereichen Kompetenzen aufgebaut werden können. Gleichzeitig müssen sich Nutzer nicht auf unterschiedliche Interfaces und Frontends einstellen. Berichte können dezentral erstellt werden und mit jedem Knauf Mitarbeiter geteilt werden.
  • Gemeinsamer Lizenzkauf: durch die offizielle Verkündigung werden Lizenzen einheitlich über den Einkauf der Knauf erfasst und verhandelt, was die Verhandlungsposition gegenüber des Lieferanten stärkt
  • Community-Aufbau mit internes Netzwerken: durch die Nutzung eines internen sozialen Netzwerkes und Gründung der Tableau Community Group beginnen sich länder- und unternehmens-übergreifen Nutzer zu verschiedenen Themen auszutauschen. Early Adopter beraten Laggards bei verschiedenen Themenstellungen.
  • Viele Stakeholder sind abgeholt und deutlich überzeugt: die Möglichkeiten der Nutzung sind weltweit verstanden und die Konzernführung hat den Auftrag bekräftigt die Initiative durchzuführen

Dritte Erkenntnis: ein zentraler Ansatz bietet sehr viele Vorteile, muss aber vor allem die Stakeholder und schließlich das Business überzeugen.

Über Knauf:
Heute zählt Knauf zu den führenden Herstellern von Baustoffen und Bausystemen in Europa und weit darüber hinaus. Knauf ist heute weltweit auf allen fünf Kontinenten in 86 Ländern an über 250 Standorten mit Produktionsstätten und Vertriebsorganisationen vertreten.
Knauf Werke produzieren moderne Trockenbausysteme, Putze und Zubehör, Wärmedämm-Verbundsysteme, Farben, Fließestriche und Bodensysteme, Maschinen und Werkzeuge für die Anwendung dieser Produkte ebenso wie Dämmstoffe.
In 2019 erwirtschaftete die Unternehmensgruppe Knauf weltweit mit über 35.000 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 10 Mrd. Euro. Die Knauf Gruppe wird von den Geschäftsführenden Gesellschaftern Manfred Grundke, Alexander Knauf und Jörg Kampmeyer geführt.
Der Name Knauf steht heute in vielen Ländern nach wie vor als Synonym für Gips, einem Rohstoff mit faszinierenden Eigenschaften. Gips und gipsverwandte Produkte und Dämmstoffe werden in nahezu allen west- und osteuropäischen Ländern hergestellt und vertrieben. Die Unternehmen der Knauf Gruppe operieren darüber hinaus erfolgreich in den USA (Dämmstoffe), Südamerika und Asien, Afrika und Australien.

Der Beitrag spiegelt die Meinung des Autors wider und ist keine allgemeingültige Meinung des TDWI. Als TDWI bieten wir die Plattform, alle Themen und Sichtweisen zu diskutieren. *

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